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Selbstbewusstsein im Bewerbungsprozess

Selbstbewusstes Auftreten – nur durch Selbstreflexion möglich: Tipps für einen selbstbewussten Auftritt in typischen Jobsituationen – vom Vorstellungsgespräch über die Zeit danach, bis hin zur Absage und zum Auftritt in Meetings. Seien Sie sich ihrer Kompetenzen bewusst, holen Sie sich Feedback von außen ein und lassen Sie ihre Selbstzweifel außen vor.

Selbstbewusstsein im Vorstellungsgespräch

Wenn einem das Herz bis zum Hals schlägt und einem bei der Begrüßung schon der Atem stockt, dann ist es besser die eigene Nervosität ruhig zuzugeben: „Ich muss zugeben, dass ich etwas aufgeregt bin.“ Das macht die BewerberInnen sympathisch und zeugt auch von Selbstbewusstsein.

Wichtig ist beim Vorstellungsgespräch auch, sich mit dem Gegenüber auf Augenhöhe zu unterhalten. D.h. dass man als BewerberIn nicht als BittstellerIn auftritt, sondern als jemand, der/die Wissen und Fertigkeiten in das Unternehmen einbringen kann.

Auch indem man die richtigen Fragen stellt, kann man Selbstbewusstein zeigen. Neben Fragen nach Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten sind das z.B. Fragen nach dem Unternehmensleitbild, nach Homeoffice-Möglichkeiten oder die Frage danach, warum der/die PersonalerIn selbst gern im Unternehmen arbeitet.

Bereits schon vor dem Vorstellungsgespräch beginnt die Arbeit an sich selbst und am eigenen Auftreten. Die in der Stellenanzeige gelisteten Kompetenzen, die BewerberInnen mitbringen sollten können einen aber auch ins schwitzen bringen. Hands-on Mentalität, Entrepreneurship etc. aber auch bereits „Konfliktfähigkeit und „ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit“: – allein aus der Stellenanzeige lässt sich nicht herauslesen, was genau unter diesen Schlagwörtern gemeint ist und wie diese im Arbeitsalltag zum tragen kommen. Daher gilt auch hier: machen Sie sich kein überhöhtes Bild von der Jobbeschreibung und der imaginären Person, die dafür eingestellt werden sollte. Überlegen Sie sich aus den Angaben zu den Aufgaben in der Stellenanzeige, wie Sie sich die Aufgabenbereiche vorstellen. Gehen Sie nun Schritt für Schritt die Aufgaben durch und wie Sie sie angehen würden – welche Ihrer vielfältigen Kompetenzen kommen dabei zum Einsatz? Ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit muss nicht zwangsläufig heißen, dass sie täglich ellenlange Vorträge oder Präsentationen halten müssen, es kann auch bedeuten, dass sie in Teammeetings den Überblick über die Kommunikation im Team behalten sollen und dann eher in der Rolle des Zusammenfassens sind. Es kann aber auch heißen, dass Sie Fragen, Problemen oder Unstimmigkeiten direkt ansprechen sollen und und und. Es gibt viele Interpretationsmöglichkeiten, von da her nehmen Sie sich die, die sie bereits leisten können und die, die Sie sich gut für sich vorstellen können. Damit können Sie selbstbewusst auftreten – alles andere verunsichert. Im direkten Gespräch haben Sie dann auch die Möglichkeit nachzufragen, was sich das Gegenüber unter der Kompetenz konkret vorstellt oder mit welchen Aufgaben es verbunden ist.

Interesse zeigen…sich noch einmal melden:

Zum Beispiel mit einem Dankschreiben. Ist ein Dankesschreiben im deutschsprachigen Raum noch eher ungewöhnlich, zählt es in den USA bereits zum guten Ton. Unter Einhaltung einiger Punkte können Sie sich durch ein solches Schreiben positiv von Ihren MitbewerberInnen absetzen.
Allein die Tatsache, dass Sie ein Dankesschreiben verfassen, hebt Sie von anderen BewerberInnen ab und kann einen positiven Effekt auf Ihre/n zukünftige/n ArbeitgeberIn haben. Im E-Mail selbst können Sie sich für das Gespräch bedanken und betonen, wie positiv Sie es in Erinnerung haben. Des Weiteren lassen sich darin Ihre Stärken hervorheben und eventuelle Fehler bzw. Unsicherheiten, die während des Gesprächs passiert bzw. aufgetaucht sind, ausbügeln und klarstellen.

Was es beim Dankesschreiben zu beachten gilt:

  • Nennen Sie die am Gespräch Beteiligten in der richtigen Reihenfolge. D.h. GeschäftsführerIn vor PersonalerIn.
  • Wählen Sie eine aussagekräftige Betreffzeile. Z.B. Unser Bewerbungsgespräch am 11.6.2015, Mitarbeiterin für interne Kommunikation.
  • Knapper Text: Beschränken Sie den gesamten Text auf drei bis sechs Sätze und gliedern Sie ihn übersichtlich in Absätze.
  • Knüpfen Sie an einige positive Aspekte im Bewerbungsgespräch an und stellen Sie Ihre Motivation und Ihre Fähigkeiten, an den neuen Aufgaben mitzuwirken, in den Vordergrund (dabei hilft es, vorher das Vorstellungsgespräch auszuwerten).
  • Formulieren Sie am Ende nochmals deutlich Ihren Wunsch in dem Unternehmen mitzuarbeiten.

Auch wenn ein Dankesschreiben Ihnen den Job nicht garantiert, vermittelt es auf alle Fälle Ihr aufrichtiges Interesse an der Stelle und zeigt den PersonalerInnen, dass Sie sich mit dem Bewerbungsgespräch auseinandergesetzt haben und wirklich in dem Unternehmen mitarbeiten möchten.

Nach dem Vorstellungsgespräch ist vor dem nächsten Vorstellungsgespräch

Die Zeit des Wartens bis zu einer Antwort kann oft zermürbend sein. Ist das Vorstellungsgespräch gut gelaufen, sieht man sich schon imaginär im neuen Job. Bei einem weniger guten Bauchgefühl rechnet man vielleicht eher mit einer Absage. In beiden Fällen jedoch kann das Warten auf eine Entscheidung genutzt werden, über das Gespräch, das Unternehmen und den Job nachzudenken. Und diese Analyse kann wichtige Erkenntnisse für sich selbst und auch für weitere Gespräche liefern. In den meisten Fällen wird den eingeladenen Kandidatinnen ein Termin bzw. ein Wartezeitraum mitgeteilt, bis zu dem sie mit einer Entscheidung rechnen können. Wenn Sie bis zum vereinbarten Zeitpunkt keine Rückmeldung erhalten haben, können Sie höflich nachhaken, wie es um eine Entscheidung steht und nochmals betonen, dass Sie am Job sehr interessiert sind. Wurde Ihnen ihm Gespräch kein Termin genannt, bzw. haben Sie vergessen danach zu fragen, können Sie sich drei Tage bis eine Woche nach dem Gespräch telefonisch im Personalbüro erkundigen, wie lange der Bewerbungsprozess normalerweise dauert und wann Sie mit einer Antwort rechnen können.

Setzen Sie aber nicht alles auf eine Karte und nutzen Sie stattdessen Ihren aktuellen Erfahrungsstand um sich weiterhin auf interessante Stellen zu bewerben, damit Sie noch das eine oder andere Jobinterview wahrnehmen können. Egal, ob Sie ein gutes oder schlechtes Bauchgefühl haben, eine Analyse des Jobinterviews ist sinnvoll. Darin können Sie u.a. folgende Punkte durchgehen:

  • Outfit: War es der Branche angemessen? Fühlte ich mich darin wohl?
  • Small Talk, Mimik, Gestik und Körpersprache:Wie haben die PersonalerInnen darauf reagiert?
  • Selbstpräsentation: War ich damit zufrieden? Gibt es Punkte, die ich nächstes Mal einbringen bzw. weglassen möchte?
  • Vorbereitung: War ich vorab ausreichend über das Unternehmen informiert?
  • Bewerbungsunterlagen: Hatte ich alles Notwendige dabei?
  • Fragen: Konnte ich alle Fragen souverän beantworten? Gab es welche, auf die ich nicht vorbereitet war bzw. die mich aus der Fassung gebracht haben?
  • Gegenfragen: Wirkten meine Fragen an die PersonalerInnen kompetent? Hätte ich noch etwas anderes fragen wollen?

Selbstbewusst nach der Absage:

Man hat ein tolles Motivationsschreiben formuliert, den Lebenslauf poliert und im Bewerbungsgespräch gute Argumente für sich vorgebracht. Trotzdem erhält man anschließend eine Absage, weil das Unternehmen die Stelle leider schon an jemand vergeben hat. Alle Ihre Hoffnungen wurden enttäuscht. Dennoch, eine Absage darf man nicht persönlich nehmen. Zum einen müssen Sie sich vor Augen halten, dass Sie mit der Einladung zu dem Gespräch bereits sehr weit gekommen sind. Zum anderen kann es immer MitbewerberInnen geben, die einfach besser auf gerade jene Stelle gepasst haben, einen besseren Tag hatten oder dem Gegenüber sympathischer waren und und und.

Dennoch kann man aus dem Bewerbungsgespräch lernen und wichtige Schlüsse für folgende Jobinterviews ziehen. Wer möchte kann versuchen, die Gründe für die Absage herauszufinden. Allerdings möchten sich Unternehmen dabei keinem Risiko aussetzen, weshalb eine ehrliche Antwort häufig ausbleibt.
Eine Studie von Uri Simonsohn (Wharton School) und Francesca Gino (Harvard) kommt zu dem Ergebnis, dass bei Aufnahmeverfahren häufig der Zufall entscheidet. Aus dieser Studie geht hervor, dass sich Personalverantwortliche bei der Auswahl von Bewerbern häufig irrational entscheiden. Wer also schließlich die Stelle bekommt, ist häufig purer Zufall. Simonsohn und Gino analysierten Daten einer amerikanischen Business School, an der sich ca. 9 300 Personen für den „Master of Business Administration“ beworben hatten.

Anschließend hatten Hochschulangestellte die Aufnahmeinterviews geführt und den Bewerbern Punkte in verschiedenen Kategorien gegeben (auf einer Skala von eins bis fünf). Im Schnitt führten die Hochschulangestellten pro Tag fünf solcher Gespräche, durchschnittlich vergaben sie 2,8 Punkte. Soweit nichts auffälliges. Doch Simonsohn und Gino entdeckten einen interessanten Zusammenhang.

Nachteil: Viele gute Kandidaten

Wenn ein Bewerber im Schnitt 0,75 Punkte besser als jener vor ihm war, dann sank die Punktzahl des darauffolgenden Kandidaten um 0,075 Punkte. Dieser Nachteil des darauffolgenden Kandidaten, ist signifikant, da er – um diesen Nachteil wettzumachen – z.B. bei einem Englisch-Test umgerechnet 30 Punkte mehr ergattern oder fast zwei Jahre mehr Berufserfahrung haben müsste.

Kurz gesagt: Treffen Personalverantwortliche auf viele gute Kandidaten hintereinander, rechnen sie zwangsläufig damit, dass jetzt bald ein schlechter kommen müsse. Deshalb verteilen sie irgendwann zwangsläufig schlechtere Noten. Einerseits ist dies für den Bewerber / die Bewerberin zwar ärgerlich, doch andererseits kann die Studie auch trösten: Vielleicht war man als Bewerber/in einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.
Und auch für diejenigen, die nicht an Zufall glauben, sondern lieber bei sich ansetzen, kleine Fehler machen sympathisch und unsere Wahrnehmung achtet auf Besonderheiten. Verhaspler, Aufregung oder auch einmal eine völlig verpatze Antwort lassen einen sympathisch erscheinen – denn jeder ist nur ein Mensch, auch wenn im Zeugnis „Profi“ steht. Berufliche Fehlentscheidungen dürfen also auch im Lebenslauf angegeben werden oder können dann auch im Bewerbungsgespräch an passender Stelle eingebaut werden.

Selbstbewusst am ersten Arbeitstag

Auch hier ist lautet das Credo „Fragen stellen“. Gerade weil man noch niemanden kennt, kann man dadurch Einblick in diverse Abläufe erhalten und die KollegInnen kennen lernen. Sie müssen aber nicht gleich alles am ersten Tag erfragen oder zwanghaft mit allen KollegInnen ins Gespräch kommen. Geben Sie sich und auch Ihren KollegInnen Zeit, sich an alles Neue zu gewöhnen. Für manche ist vielleicht der Wechsel ihres Vorgängers / ihrer Vorgängerin noch nicht verdaut, manche haben vielleicht im Moment anderes zu tun als sich auf neue Kollegen einzulassen. Es gilt daher auch jetzt: bleiben Sie bei sich und bei dem was Sie tun. Komische Blicke am Anfang, kurze Antworten auf Fragen, Mittagspausen allein richten sich nicht gegen Sie als Person. Unternehmenskulturen sind etwas spannendes, in die es gilt sich erst einmal ranzutasten und dann seinen Platz zu finden. Wichtig ist, dass Sie sich nicht verstellen, ihren Gegenübern mit Respekt begegnen und sich die Zeit geben anzukommen.

Selbstbewusst in Meetings & Präsentationen

Wer sich am Gespräch beteiligt, fällt positiv auf. Die eigene Meinung braucht man nicht zu verstecken. Und punkten kann, wer mit Fachinformationen aufwartet. Gleichzeitig gilt aber auch nicht gleich zu dick auftragen. Wer bei den ersten Meetings erstmal beobachtet um die Gesprächs- und Rollenkultur herauszufinden ist bestimmt auch auf einem guten Weg. Es hilft, sich auf eine Präsentation vorzubereiten und sich dabei schon vorzustellen, vor wem man die Präsentation hält. Und: Je öfter man vor einer großen Gruppe redet, desto sicherer wird man. Nach einer Präsentation kann man Feedback einholen um durch die Rückmeldungen der KollegInnen gute und verbesserungswürdige Aspekte herauszufiltern. In diesem Gespräch können auch Sie Ihre bisherigen Erfahrungen vergleichen und ihre persönlichen Erfolge für sich hervorheben. Auch hier gilt wieder: je öfter Sie es tun, umso geübter werden Sie. Machen Sie sich jedoch nichts vor – Sie müssen kein perfekter Redenschwinger sein und es auch nicht werden. Stehen Sie zu sich und ihrem Können – mehr ist nicht immer gleich besser.

„Selbstbewusstsein ist die niemals endende Arbeit an sich selbst, die Chance sich immer wieder neu kennenzulernen und zu entwickeln – viel Spaß an dieser Arbeit.“