{"id":10577,"date":"2019-08-27T13:06:04","date_gmt":"2019-08-27T11:06:04","guid":{"rendered":"https:\/\/www.career-competence.at\/?p=10577"},"modified":"2019-08-16T11:48:04","modified_gmt":"2019-08-16T09:48:04","slug":"die-hohe-kunst-der-prokrastination","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.career-competence.at\/2019\/die-hohe-kunst-der-prokrastination\/","title":{"rendered":"Die hohe Kunst der Prokrastination"},"content":{"rendered":"

Bei Studierenden kommt es oft vor, dass Sie es aus verschiedenen Gr\u00fcnden nicht schaffen Ihren Alltag richtig zu organisieren. W\u00e4hrend man eigentlich genug Zeit f\u00fcr alle m\u00f6glichen Sachen, wie einkaufen, lernen oder arbeiten, hat, l\u00e4sst man sich doch immer wieder recht leicht ablenken vom Smartphone oder Netflix. Und wenn man es dann mal in die Bib schafft, trifft man Freunde und sitzt oft mehr Zeit drau\u00dfen beim Kaffee ab, als wirklich produktiv zu sein…<\/p>\n

Vielleicht erkennt sich ja der ein oder andere Studierende in Folgendem Alltag wieder:<\/p>\n

Ein klassicher „Lern“-Tag<\/strong><\/h2>\n

07:15 Uhr <\/em>
\nDer erste Kaffee ist getrunken und der Tag kann starten! Heute habe ich es mal wieder geschafft um 7 Uhr aufzustehen und bin hochmotiviert, meine To-Do-Liste abzuarbeiten. Diese hat sich in den letzten 2 Wochen mit wichtigen Dingen aufgestaut, die ich aus mir \u201eunerkl\u00e4rlichen\u201c Gr\u00fcnden nicht erledigt habe. Aber wie auch immer: Jetzt geht es erstmal 6h in die Bib, danach wird noch geputzt und dann geht es zum Sport! Denn Morgen ist zwar auch noch ein Tag, aber leider habe ich \u00dcbermorgen schon meine erste Klausur. Und naja, bis jetzt habe ich doch recht wenig daf\u00fcr getan.<\/p>\n

08:35 Uhr<\/em>
\nDie ersten 25 Minuten lernen, waren ein voller Erfolg! Das Handy habe ich nicht einmal angeschaut. Doch nachdem ich mich gerade nur kurz \u201ebelohnen\u201c und einmal schnell die Nachrichten checken wollte, war ich auf einmal schon wieder 0 Minuten am Handy. So habe ich mir das alles nicht gedacht. Also los, das Handy ab in den Bibliotheks-Spint und weiter geht\u2019s.<\/p>\n

09:44<\/em> Uhr<\/em>
\nZwar ist mein Handy noch immer im Spint, aber ich h\u00e4tte wohl lieber meine Kopfh\u00f6rer mitwegschlie\u00dfen sollen. Jetzt sitze ich hier vor meinem Computer und schaue mir die Sport-Highlights aller amerikanischen Profiligen an, obwohl mich doch Baseball und Basketball eigentlich gar nicht interessieren\u2026 Und selbst Katzenvideos scheinen mir auf einmal als reizvolle Alternative. Aber egal, gerade kommt eine Freundin vorbei und fragt, ob ich nicht auch einen Kaffee trinken m\u00f6chte nach den knapp 2h \u201eLernen\u201c. Da sagt man nicht nein und die Kopfh\u00f6rer kann ich danach auch gleich noch wegbringen.<\/p>\n

12:22 Uhr<\/em>
\nEigentlich bin ich mir vollkommen dar\u00fcber im Klaren, dass ich \u00dcbermorgen eine Klausur schreibe, aber ich schaffe es einfach nicht, mich nicht von unn\u00f6tigen Dingen ablenken zu lassen. Nach knapp \u00fcber 4h in der Bibliothek habe ich 30 von 300 Seiten im Skript geschafft. Und das lag nicht daran, dass diese so schwer sind, sondern dass ich ca. 1,5h Kaffee getrunken und gequatscht habe. Zudem habe ich auch noch 1,5h Sport- und Katzenvideos geschaut. Wieso scheint mir dieses \u201enichts-tun\u201c denn wichtiger als die n\u00e4chste Klausur und meine Zukunft?<\/p>\n

15:57<\/em>
\nDie letzten 3h waren im Vergleich zum Start wirklich erfolgreich. Daf\u00fcr musste ich zwar ein wenig Geld investieren und mir das Skript ausdrucken, aber ohne technisches Ger\u00e4t in der N\u00e4he und mit einem Platz in der letzten Ecke der Bib habe ich es\u00a0geschafft mich m\u00f6glichst wenig abzulenken. Auch das Essen zwischendurch habe ich kurzgehalten. Jetzt hei\u00dft es auf den letzten paar Metern noch einmal alles geben und dann die Klausur morgen erfolgreich mit 4.0 abzuschlie\u00dfen.<\/p>\n

Prokrastination: Es kann jeden treffen
\n<\/strong><\/h2>\n

Viele Studierende kennen den oben beschriebenen Tagesablauf. Aber nicht nur diese prokrastinieren, sondern oft trifft es jeden einmal und man schiebt einfach alles auf bis sich pl\u00f6tzlich der Endtermin n\u00e4hert. Nach einer anf\u00e4nglichen Begeisterung und dem nachfolgenden \u201eIst ja noch Zeit\u201c Gedanken, r\u00fcckt der Abgabetermin einer Arbeit oder eine Klausur auf einmal in unmittelbare N\u00e4he. Dann ist das Zeit-\/Arbeitsverhalten auf einmal umgedreht und man wei\u00df gar nicht mehr, wie man alles schaffen soll. Das Aufschieben von Aufgaben wiederum trifft fast alle Menschen in der Bev\u00f6lkerung. Nur wenige Menschen schaffen es, Aufgaben direkt zu bearbeiten und niemals aufzuschieben.<\/p>\n

Prokrastinieren (auch Aufschieberitis oder \u201eStudentensyndrom\u201c genannt): <\/strong><\/h3>\n

Prokrastination kommt aus dem lateinischen und bedeutet, dass man etwas extrem aufschiebt, den Beginn vertagt oder durch immer wieder aufkehrendes Aufh\u00f6ren eine bestimmte Aufgabe nicht fertigbekommt bzw. sich stattdessen mit anderen T\u00e4tigkeiten besch\u00e4ftigt. Dabei hat die Person immer wieder die Gelegenheit und zudem die F\u00e4higkeit eine Aufgabe zu vollenden. Richtiges prokrastinieren kann zu einer pathologischen St\u00f6rung werden. Vor allem selbstst\u00e4ndig t\u00e4tige, wie Studierende, Anw\u00e4lte oder Lehrer sind von diesen St\u00f6rungen betroffen.<\/p>\n

Im Vergleich dazu beschreibt das Tr\u00f6deln, dass man z.B. nur ungeliebte Aufgaben aufschiebt oder f\u00fcr sich selbst immer wieder andere Aufgaben als erste Priorit\u00e4t setzt bevor man mit etwas anderem bzw. „nervigen“ beginnt. Tr\u00f6deln ist in diesem Sinne keine St\u00f6rung und f\u00fchrt nicht zu Leistungseinbu\u00dfen oder zu leiden bei Personen. Bei der Prokrastination demgegen\u00fcber werden Aufgaben so lange nicht get\u00e4tigt bis ein subjektives Leiden und Unzufriedenheit entsteht. Zudem k\u00f6nnen auf Grund des immer weiter aufbauenden Drucks im Laufe der Zeit psychische und k\u00f6rperliche Beschwerden auftreten.<\/p>\n

Dabei kommt die prokrastinierende Person oft in einen Abw\u00e4rtsstrudel, aus welchem Sie nicht mehr herauskommt. Dies kann nicht nur psychische und k\u00f6rperliche Probleme nach sich ziehen, sondern auch Konsequenzen und Auswirkungen auf das pers\u00f6nliche Umfeld und die Arbeit haben. Dabei hat dies dann nichts mehr mit Faulheit zu tun, sondern ist eine Erkrankung, welche psychologisch behandelt werden muss.<\/p>\n

Faktoren die zu Prokrastination f\u00fchren k\u00f6nnen sind u.a. sich falsche Priorit\u00e4ten zu setzen, eine mangelnde oder unrealistische Planung, Angst vor Versagen oder Vorbehalte gegen die zu erledigende Aufgabe und wichtige Aufgaben nicht durchzuf\u00fchren, sondern stattdessen angenehmeren Alternativen zu bevorzugen. Auch Probleme mit dem Zeitmanagement, Konzentrationsst\u00f6rungen, Fehleinsch\u00e4tzungen seiner selbst bzw. von der Aufgabe k\u00f6nnen auf zu Prokrastination f\u00fchren.<\/p>\n

Der Klassiker des Ablenkens in der Klausurenphase: Putzen <\/strong><\/h3>\n

In Bezug auf Studierende ist die Prokrastination allerdings selten mit Prokrastination als Krankheit zu erkl\u00e4ren, sondern bezieht sich eher darauf, dass unliebsame Aufgaben (wie lernen f\u00fcr eine Klausur oder das Schreiben einer Hausarbeit) aufgeschoben werden. Daf\u00fcr werden oft „angenehmere“ Aufgaben erledigt, bei welchen man einen Fortschritt sieht oder welche schon lange nicht mehr erledigt wurden.<\/p>\n

Die aufgeschobenen Aufgaben kommen einem dabei entweder oft zu umfangreich und unkonkret vor oder werden als besonders unangenehm empfunden. So ist Putzen z.B. eine der Lieblingsbesch\u00e4ftigungen vieler Studierender in der Klausurenphase. Das Putzen f\u00fchrt dazu, dass man nicht nur herumsitzt, sondern etwas tut bei dem man Fortschritt sieht und sich so kurzfristig befriedigt f\u00fchlt. Es l\u00f6st die Spannung des Betreffenden in dem Moment auf. Dieses Gef\u00fchl ist allerdings nach kurzer Zeit verflogen, da einem schnell wieder klar wird, dass man eigentlich wichtigere Dinge zu tun h\u00e4tte. Dadurch entstehen ein erh\u00f6hter Druck, Leistungsr\u00fcckstand oder ein schlechtes Gewissen, was sich wiederum negativ auf die Psyche auswirkt.<\/p>\n

Was kann man gegen Prokrastination tun?<\/strong><\/h3>\n

An Hochschulen wie der Universit\u00e4t Innsbruck kann man sich bei solchen Problemen an die psychologische Studienberatung wenden. Diese bietet auch immer wieder Workshops an, in denen man Techniken erlernt, welche dabei helfen gegen die Prokrastination vorzugehen.<\/p>\n

Allgemein sollte man probieren sich gut zu strukturieren und realistische Ziele zu setzen. Dabei ist es sinnvoll ist sich genug Zeit f\u00fcr die Aufgaben zu nehmen und sich nicht zu viel Druck zu machen. Ebenso ist es aber auch wichtig Limits zu setzen und sich zu fragen, wie viel Aufwand eine bestimmte Aufgabe wert ist, um nicht ewig an dieser zu sitzen. Zudem sollte man f\u00fcr einen selbst herausfinden, was einen am meisten ablenkt und welche Faktoren einen negativ beeinflussen, um diesen aus dem Wege zu gehen und diese zu vermeiden.<\/p>\n

Positives Denken ist von gro\u00dfer Bedeutung, da die eigenen Gedanken einen gro\u00dfen Einfluss auf das Wohlbefinden haben. Ebenfalls ist es wichtig sich alternative Arbeitsweisen und -angewohnheiten beizubringen, um nicht in alte Muster und Gewohnheiten zu verfallen. Bekommt man eine Aufgabe oder hat eine Idee, ist es wichtig gleich damit anzufangen. Die Chance sich sp\u00e4ter mit dieser intensiv auseinanderzusetzen sinkt mit jedem Tag. Vorteilhaft ist es auch zu erst die unangenehmsten Aufgaben zu erledigen, so dass danach nur noch \u201ebessere\u201c Aufgaben folgen.<\/p>\n

Die Aufgaben sollten dann immer nach Priorit\u00e4ten geordnet werden. Zudem sollte man eine gro\u00dfe Aufgabe in kleine Unteraufgaben aufteilen. So kann man diese St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck abarbeiten, sich daf\u00fcr belohnen und sieht dauerhaft einen Fortschritt. Auch Perfektionismus kann sich negativ auswirken.<\/p>\n

Der Depletion Effekt bei der Prokrastination: Man denkt, durch Aufschieben macht man sich etwas leichter, wobei es dadurch in Wirklichkeit auf Dauer, um einiges schwieriger wird.<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Prokrastination ist f\u00fcr viele Studierende und Selbsst\u00e4ndige nichts ungew\u00f6hnliches. Dabei kann eine ausgepr\u00e4gte Prokrastination sogar zu einer Krankheit werden.<\/p>\n","protected":false},"author":5,"featured_media":10578,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_acf_changed":false,"_price":"","_stock":"","_tribe_ticket_header":"","_tribe_default_ticket_provider":"","_tribe_ticket_capacity":"0","_ticket_start_date":"","_ticket_end_date":"","_tribe_ticket_show_description":"","_tribe_ticket_show_not_going":false,"_tribe_ticket_use_global_stock":"","_tribe_ticket_global_stock_level":"","_global_stock_mode":"","_global_stock_cap":"","_tribe_rsvp_for_event":"","_tribe_ticket_going_count":"","_tribe_ticket_not_going_count":"","_tribe_tickets_list":[],"_tribe_ticket_has_attendee_info_fields":false,"footnotes":""},"categories":[25,1,18],"tags":[],"acf":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.career-competence.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/10577"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.career-competence.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.career-competence.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.career-competence.at\/wp-json\/wp\/v2\/users\/5"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.career-competence.at\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=10577"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/www.career-competence.at\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/10577\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.career-competence.at\/wp-json\/wp\/v2\/media\/10578"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.career-competence.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=10577"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.career-competence.at\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=10577"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.career-competence.at\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=10577"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}